Archive for the ‘Seelentiefen’ Category

rest in peace

Freitag, November 25th, 2011

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Solingen verliert einen echten Solinger.

Einen Scherenschleifer durch und durch.

Einen Blaupließter, einen Museumsführer, einen Menschen,

der all sein Tun mit Leidenschaft und Liebe füllte.

 

Einen Fußballer und Schiedsrichter.

Einen Ringer, Radfahrer, Kegler, Skatspieler.

Einen Freund, wie man sich einen besseren nicht wünschen kann.

 

Solingen verliert vor allem einen Menschen. Einen Echten.

Einen Kümmerer durch und durch, der am glücklichsten war

wenn er andere glücklich machen konnte.

 

Danke, dass Du mein Vater warst. Dass Du so geliebt hast.

Wenn nur alle Kinder so einen Vater hätten, gäbe es kein Leid mehr auf der Welt.

 

Mein wunderbarer Papa.

 

Du fehlst überall…aber noch mehr schmerzt es mich, dass Du so leiden musstest…

Ich verspreche Dir: Ich tue mein Bestes, damit so etwas nie wieder passiert!

 

Ich liebe Dich ewig.

Deine „Schnöterkatze“

Solingen spart sich tot

Donnerstag, März 18th, 2010

Während der Bürger „sparen“ soll (d.h.: mit Rechtfertigung des sog. „Bürgerhaushaltes“ für alles mehr zahlen soll, aber dafür jegliches Kulturgut weggenommen bekommt einschließlich einer zumutbaren Verkehrsverbindung), rollt der geleaste SLK (SONDER-LUXUS-KLASSE) aus der Hometown heraus und wieder herein, um die Herren  OB und/oder Kämmerer nebst Anhängsel und zukünftig auch den 4. (CDU-)Dezernenten bequem vom neuen Haug-Nobel-Tempel irgendwo hin und zurück zu bringen. Vielleicht zur neuen 7-Millionen-Euro-Baustelle für die EBS. Wer weiß das schon? Sicher nicht zur „10“, meiner pädagogischen Heimat, um dort den Menschen verständlich zu machen, warum der Bürgerhaushalt ein faires Verfahren sein soll. Wer soll das noch verstehen? Wer soll hier noch Verständnis haben? Wer soll sich hier noch gerne wohlfühlen, gerne mitsparen, solidarisch sein? Meine Kamera mag das Sterben nicht mehr ablichten. Meine Stadt stirbt. Mein Zuhause. Meine Heimat. Nach der Wut kommt die Leere. Ich resigniere…

Wenn ich einmal reich wär…

Mittwoch, August 13th, 2008

lindefiltered.jpg…dann würde ich mir meine Kindheit zurück kaufen. Das Haus, in welches meine Mutter den Kinderwagen schob, wo sie mir mein „Mel“ genäht hat und wo es immer nach Bohnerwachs rochfbs.jpg
Es ist das Haus, in dem ich kochen gelernt habe, wo unzählige Solingerinnen ihre Babies zum ersten mal gespürt haben, sie gestillt und massiert haben, aus ihnen motivierte Schüler gemacht haben und wo kleine Mädchen wieder kochen lernen wollten. Und nähen und gebären….und wieder schließt sich der Kreis.
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Der Wuppertaler VHS-Oberste glaubt, er weiß was gut für uns ist. Und Onkel Franz glaubt das auch … dabei wußten das lange Jahre lang die Mitarbeiter dieses kleinen Schlosses, was sie mit viel Einsatz und Herzblut über Generationen hinweg geführt und gepflegt haben.
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Machs gut altes Haus. Ich bin sicher, es findet sich jemand mit Herz, der die Türen wieder aufmacht. Den Bohnerwachsgeruch erhält und sich wirklich für das interessiert, was der Bürger sich wünscht. Die Mutter, das Ungeborene, die Eltern, der Schuljunge, die Jungköchin, die Seniorin…ich hoffe, es bleibt ein Ort voller Musik, Kreativität und Einsatz.

Liebe ehemaliger Leiter/-innen, MitarbeiterInnen, KollegInnen, Mütter, Väter, Kinder. Ich danke Euch für die Zeit und den Einsatz, das Herzblut und die Liebe zu diesem Haus und wünsche mir, dass es ein Ort der Wärme bleibt für die Solinger.
Das Haus wird bleiben und damit all die schönen Erinnerungen, die man nicht einfach in den Südpark transporieren kann.
Aber wir haben die alte Mütterschule, die Familienbildungsstätte in unseren Herzen.

Mir tut das so weh, was in dieser Stadt passiert, ohne das ich das Gefühl habe, irgendwas tun zu können. Ausser vielleicht, ein paar Bilder und Erinnerungen wach zu halten.

Liebe Stadtonkels, die ihr so gut wißt, was wir Solinger brauchen. Laßt Euch sagen, den dämlichen Franz-Palast braucht niemand. Niemand braucht die roten Klinkerchen und die albernen, bunten Fensterchen. Und ich persönlich möchte auch nicht dort bei Kuchen und Kölsch mit dem OB anstoßen.
Aber vielleicht habe ich noch einen tollen Sparvorschlag, der mich am Ende noch ins goldene Buch bringt…
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Verkauft doch einfach die olle Kirschheide. Von dem Erlös kaufen wir einen ollen Kronleuchter und ein bisschen Goldspray. Irgendwo in derhoelle2.jpg Hölle 2 – entschuldigung, im „Solitor“, wird sich doch noch eine kleine Zelle finden, wo wir ab und an ein paar undankbare Solingerinnen und Solinger, Unken und Miesmacher, Mütter und Väter, ehemalige Mütterschulkinder….unter die Haube bringen können…*sarkasmusmodusoff*

Weisung

Dienstag, August 5th, 2008

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Wenn einer fortgeht,
muß er die Glut,
die noch glimmt in den Öfen,
mit Schuhen zertreten,
muß er den Abend schon
vor dem Morgen loben,
trägt er wie eine Münze
das Salz und das letzte Brot
auf der Zunge,
mit nichts als sich selbst unterwegs.

Wenn einer fortgeht,
muß er das Schloß wechseln in seiner Tür,
den Schlüssel muß er
im Schnee vergraben,
gehen muß er mitten im Winter,
bevor erstes Grün ihn umgarnt zu bleiben,
gehen, ohne sich umzudrehen.
Vergessen die Häuser, die Bäume, die Steine,
nur Namen leibe er ein.

Wenn einer fortgeht,
muß er sein letztes Lager
in fremder Erde bereiten,
muß er die Felder aufs neue vermessen,
und Felle, die ihm davon geschwommen,
um nicht der Täuschung anheimzufallen,
alles sei schöner und alles sei besser dort, woher er einst kam.

(Brigitta Weiss)

Clement, wenn Du gehst, nimm ein paar gute Genossen mit und fangt irgendwo von vorne an. Für ein Land, in dem man seine Meinung sagen darf! (KEP)

Frostig-warme Frühlingsgrüße von der Biotonne

Samstag, Mai 10th, 2008

Ab und an muss man wohl doch den organischen Müll mal rausbringen. Wie gut, wenn man dabei Helfer hat. Manche Dinge klappen dann im Schlaf. Das ist am besten. Dann zieht man sich danach ins „Betreute Wohnen“ zurück und blickt dankbar und bewegt zurück. Auf freundliche Wideraufnahme von alten Verwandten, ausnahmslos-vorbehaltlose Wideraufnahme in „frostiges“  Teamplay.

Wo mir geschwätzigem Wesen die Worte fehlen helfen Metaphern und in der Biotonne lacht ein warmes Herzchen.

Danke für alles!

Schmerz den ich nicht begreife

Dienstag, März 11th, 2008

Nie wieder sollen Menschen solche Briefe kriegen…
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was bleibt?

vollgeweinte briefe
abgegriffene pässe mit daten die niemand mehr braucht
leere worte ohne verstand
tränen und trauer
einer von unzähligen toten
30 jahre alt
gezogen an dem tag
an dem ich später geboren wurde
als kanonenfutter in einem
völlig sinnlosen
und verblödeten Krieg
was bleibt?
das charma das ich mit mir rumtrage
das gefühl in meinem herz
dass du noch da bist
noch nicht am ziel bist
nie gefunden wurdest

kein abschied
keine kameraden
kein vater für die söhne
kein mann mehr für die frau
kein großvater

in alle winde verstreut die flüchtlinge
neu geborene kinder ohne wurzeln

schmerz, den ich nicht begreife… (KEP 2004)

Schatzsuche im Umzug

Dienstag, März 11th, 2008

Ich habe einen Schatz gefunden. Einen alten Liedtext, ich weiß nicht, wann ich ihn geschrieben habe. Beinahe hätte ich ihn zerrissen und zu all den anderen Dingen geworfen, die ich nicht mehr brauche.

Aber man kann keine Gedanken zerreissen. Ungeschehen machen. Sie kommen immer wieder.

Genau wie die, die einen ein Leben lang begleiten, berühren und zum weinen bringen. Ohne zu wissen warum.

Warum sind mir Menschen nah, die ich nicht kannte? Was ist da zwischen Himmel und Erde, was ich nicht begreife?

 Hier mein Fundstück:

Stalingrad

hirnloses Stalingrad

Nur Tod und Verderben,

die Pest auf Erden

sie fanden Dich nie.

Stalingrad

Du kamst nicht bis Stalingrad.

Nicht gut genug versteckt

im Felde verreckt.

Sie fanden Dich nie.

Stalingrad

Warum gab es Stalingrad?

Wo sind die Soldaten

kalter russischer Garten

wo liegen sie noch?

Krankes, deutsches Vieh

braune Psychologie…
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